Winterdienst auf Radwegen
Sobald es schneit, zeigen sich die Prioritäten des Winterdienstes deutlich: Während die meisten Kfz-Spuren frei von Schnee und Eis sind, werden viele Rad- und Fußwege in München nicht oder nur mangelhaft geräumt.
Wir fordern: Rad fahren muss auch im Winter sicher möglich sein. Sowohl die Priorisierung der verschiedenen Verkehrsarten als auch die Einsatzmittel bei der Räumstrategie müssen von der Stadt überdacht werden.
Radfahrende sind unzufrieden mit dem Winterdienst
Ihre Unzufriedenheit mit den winterlichen Bedingungen auf den Radwegen bekunden Radfahrende immer wieder – sowohl im ADFC-Fahrradklima-Test als auch in unseren Winterdienst-Umfragen. In der der vom ADFC München Anfang 2023 durchgeführten Befragung war das Ergebnis eindeutig: Mehr als 86 % der Teilnehmenden bewerteten die Qualität der Räumung als schlecht oder sehr schlecht.
Wie geht es weiter mit dem Winterdienst auf Radwegen?
Die Ergebnisse der Umfrage haben wir dem Baureferat im März 2023 präsentiert, das daraufhin ein neues Winterdienst-Konzept erarbeitet hat. Bisher wurde auf Radwegen bei Schneefall aus Sorge um Bäume und Grünflächen kein Salz, sondern nur Splitt eingesetzt, doch darüber gab es immer wieder Beschwerden. Splitt verfügt nur über eine eingeschränkte Griffigkeit und auf Rollsplitt rutschen Radfahrende oft weg. Die Stadt testet jetzt in zwei Pilotversuchen auch den Einsatz von Salz. Wir sind weiterhin mit dem Baureferat im Gespräch, um Verbesserungen anzustoßen.
Warum werden die Radwege in München nicht gesalzen?
Radwege, die direkt zwischen Fußweg und Baumgraben laufen, werden über den Baumgraben entwässert. Salz schadet aber Pflanzen und Bäumen, dabei ist jeder Baum in Zeiten des Klimawandels wichtig. Kfz-Fahrbahnen dagegen entwässern direkt in die Kanalisation.
Was fordert der ADFC München?
- Die Landeshauptstadt muss deutlich stärkere Anstrengungen unternehmen, um im Winter die Radwege zeitnah frei von Schnee und Eis zu halten. Diese müssen auch ohne Spikereifen sicher befahrbar sein.
- Grundsätzlich sprechen wir uns für den Baumschutz aus. Allerdings sind nicht alle Radwege gleich angelegt. Radwege ohne Baumgräben, Fahrradwege, Radfahrstreifen und Schutzstreifen werden meist über die Kanalisation entwässert. Da spricht nichts gegen die Verwendung von Salz und andere auftauende Streumittel.
- An kritischen Stellen wie Brücken, Steigungen/Gefällestrecken und Kreuzungen und auf Winterhauptrouten darf auch der Einsatz von Salz nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Hier braucht es eine differenzierte Betrachtung.
- Grundsätzlich muss die Gefahrenlage berücksichtigt werden, das Risiko von schweren Verletzungen für Radfahrende ist nicht hinnehmbar.
- Die Räumung der Radwege muss frühzeitig erfolgen. Nachräumungen, insbesondere bei Wechsel zwischen Antauen und Gefrieren, müssen rechtzeitig erfolgen.
- Die Routen mit dem meisten Radverkehr sollten vorrangig geräumt werden. Wichtige Fahrradstraßen sollten priorisiert von Schnee und Eis befreit werden. Mittelfristig sollte das komplette Radnetz vorrangig bedient werden.
- Polizei und Stadt müssen die Rechte von Radfahrenden allen Verkehrsteilnehmenden nahebringen und vordringlich die vorgeschriebenen Überholabstände anmahnen.
- Ausgebrachtes Streumaterial muss zügig wieder entfernt werden, damit es nicht noch nach der Kälteperiode zu Unfällen kommt.
- Die Landeshauptstadt muss ihre Informationspolitik in Bezug auf den Winterdienst, wie die Erläuterung der Maßnahmen, die Hinweise auf das Winter-Telefon und die Bekanntmachung von Winterrouten, deutlich verstärken.
Ist Splitt eine gute Alternative?
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sind abstumpfende Streumittel (wie Splitt) auf Radwegen die schlechtere Lösung im Vergleich zu auftauenden Mitteln. Dies betrifft insbesondere Verkehrssicherheit, Fahrkomfort, Wirtschaftlichkeit des Einsatzes und Umweltbilanz. Bei Glätte sind Streumittel ohnehin wirkungslos und bringen eher eine Verschlechterung des Kraftschlusses. Darüberhinaus bringen sie Gefahren durch den Rollsplitteffekt, insbesondere durch liegengebliebene Splitt- oder Sandreste nach Abtauen der Winterglätte, was bei Kurvenfahrten besonders gefährlich ist. Außerdem kann scharfkantiger Splitt für die Reifen der Fahrräder kritisch sein.
Tipps, damit Nässe, Schnee oder Glätte Radfahrende nicht ins Schleudern bringen, haben wir in dem Beitrag „Radfahren im Winter“ zusammengestellt.
Wohin kann ich mich mit Beschwerden wenden?
Du kannst gern uns informieren, wenn du dich über schlecht geräumte Radwege ärgerst. Bitte melde deine Kritik aber auch unbedingt an die Stadt auf der Meldeplattform Radverkehr.
- Achtung: Du bekommst nur eine ziemlich allgemeine Rückantwort. Wichtig ist, dass die Stadt auf der Karte protokolliert sieht, wo heute der Winterdienst nicht funktioniert. Also schicke ein Foto, möglichst ohne Personen oder Kennzeichen, und markiere die Stelle auf der Karte.
- Weitere Möglichkeiten, deine Anregungen und Kritik zu adressieren, um damit die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern, haben wir hier aufgelistet.