Unzureichende Pläne zur Tram-Nordtangente: Verkehrswende muss oberstes Ziel sein

Die Verkehrswende muß auch in der Leopoldstraße umgesetzt werden!

Mit einer gemeinsamen Demo am Montag, den 30. Mai 2022, haben der Fahrgastverband PRO BAHN, Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) München, Radentscheid München, Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN) im Münchner Forum e.V., Green City e.V., Bund Naturschutz Kreisgruppe München, VCD Kreisverband München und die Straßenbahnfreunde München sowie weitere Organisationen gefordert, die Verkehrswende auch in der Leopoldstraße umzusetzen. Der entsprechende Stadtratsbeschluss steht  für den Mobilitätsausschuss am Mittwoch, 1.6., auf der Tagesordnung. Die Verbände fordern gemeinsam, im Beschluss die Verkehrswende vorzugeben und die inhaltlichen Forderungen aufzunehmen.

Hintergrund der Aktion sind die teilweise unzureichenden Planungen für die Tram-Nordtangente, die die Ziele der Verkehrswende und des Klimaschutzes nur halbherzig berücksichtigen und erneut die Leistungsfähigkeit für den Autoverkehr (= Staufreiheit) in den Vordergrund stellen: 

  1. Obwohl schon seit längerem konkrete Planungen für einen Radentscheid-konformen Umbau der Franz-Joseph-Straße im Bereich der Kreuzung zur Leopoldstraße vorliegen, sollen dort nun im Zuge des Trambahn-Baus doch erneut gefährliche Radfahrstreifen in Mittellage und  viel zu schmale Radwege eingerichtet werden. 
  2. Die Tram soll in der Leopoldstraße keine eigenen Gleise erhalten, obwohl hier die erhebliche Gefahr besteht, dass diese dann ständig im Stau steht. 

Beide Punkte werden mit möglichen Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes für den Autoverkehr begründet. Dies widerspricht jedoch den städtischen Zielen zum Radentscheid, Klimaschutz, Vision Zero, der neuen Mobilitätsstrategie 2035 und zur Verkehrswende (80% umweltfreundlicher Verkehr bis 2025). Das konterkariert die ansonsten an vielen Stellen guten Planungen für die wichtige Tram-Nordtangente. Weitere und konkrete Details finden Sie am Montag in unserem gemeinsamen Positionspapier

Die Vertreter*innen der beteiligten Organisationen kommentieren dazu:

Andreas Schön, 1. Vorsitzender ADFC München und Sprecher des Radentscheids: „Radentscheid und Kommunalwahl haben klar gezeigt, dass die Münchner*innen die Verkehrswende wollen: Weniger Autoverkehr und mehr ÖV, Rad- und Fußverkehr. Das steht auch so in den Wahlprogrammen aller Regierungsparteien und vielen wohlfeilen Stadtratsbeschlüssen. Die Realität und die konkreten Planungen zeigen leider erneut, dass die Bekenntnisse zur Mobilitätswende nicht ernst gemeint sind. Stattdessen steht erneut die Leistungsfähigkeit des Autoverkehrs an erster Stelle und es wird unzureichende und gefährliche Radinfrastruktur in Kauf genommen."

Andreas Barth, Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN: „Das Rasengleis als grünes Band in Mittellage ist ein wichtiger Bestandteil eines attraktiven Boulevards Leopoldstraße. Zugleich entsiegelt das Rasengleis die Asphaltfläche und ist damit eine Anpassung an die steigenden Temperaturen durch die Klimakrise. Die Flächenumverteilung in der Leopoldstraße vereinfacht auch den Radwegebau in den angrenzenden Bereichen.

Katharina Horn, Green City e.V. und Sprecherin des Radentscheids: „Der Umweltverbund, der Fuß-, Rad- und Öffentlichen Nahverkehr umfasst, muss konsequent gemeinsam und, wenn nötig, auch zu Lasten des Autoverkehrs ausgebaut werden. Das wurde mit dem Radentscheid auch so beschlossen. Die Zusammenarbeit mit der Stadt zeigt uns jedoch, dass dies leider ständig ignoriert wird. Das geht so nicht!"

Berthold Maier, AAN-Sprecher: „Die Tram in der Leopoldstraße ist ein wichtiger Baustein für die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Die vom Münchner Norden über die Münchner Freiheit in den Westen und Süden geplanten Linien bieten den Fahrgästen künftig neue, attraktive Direktverbindungen. Das funktioniert aber nur, wenn nicht mittendrin in Schwabing die Tram im Stau steht.

Thorsten Kellermann, Bund Naturschutz Kreisgruppe München: „Der stadtbildprägende Baum in der Franz-Josef-Straße muss natürlich erhalten bleiben. Das bedeutet aber nicht, dass wir deshalb schlechte Radinfrastruktur zu Gunsten des Autoverkehrs akzeptieren können. Die vorhandenen internen Pläne zeigen, dass es mit geringen Auswirkungen für den Autoverkehr bessere Lösungen gibt.

Kontakte für Pressestatements


https://muenchen.adfc.de/pressemitteilung/unzureichende-plaene-zur-tram-nordtangente-verkehrswende-muss-oberstes-ziel-sein

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 220.000 Mitgliedern, davon über 33.000 in Bayern und rund 9000 in München, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Der ADFC will, dass Deutschland bis 2030 ein attraktives Fahrradland wird, das in allen Städten und Dörfern einladende Rahmenbedingungen zum Radfahren und Qualitätsradwege statt Holperstrecken bietet. Dafür hält der ADFC eine grundlegende Reform des Straßenverkehrsrechts für essenziell.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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