Tödlicher Unfall mit Radfahrerin: ADFC München fordert Ad-hoc-Maßnahme
Der für eine 65-jährige Radfahrerin tödliche Zusammenstoß mit einem Lkw am 26.4. zeigt aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) München erneut, wie gefährlich sogenannte Radfahrstreifen in Mittellage für Radfahrende sind.
„Radfahrstreifen in Mittellage gefährden Radfahrende massiv“
Der ADFC hatte genau diesen Radfahrstreifen in Trudering bereits bei dessen Bau in der Presse scharf kritisiert und fordert jetzt die Stadt auf, den Radfahrstreifen unverzüglich umzubauen.
Am Freitag, 26.4.2024 erfasste ein Lkw-Fahrer in der Kreillerstraße bei einem Spurwechsel eine Radfahrerin und tötete sie. Der Lkw-Fahrer wollte auf die Rechtsabbiegerspur wechseln. Zwischen der Geradeaus- und der Rechtsabbiegerspur liegt der Radfahrstreifen.
Stadt riskiert Todesfälle
Andreas Schön, 1. Vorsitzender des ADFC München, erklärt: „Radfahrstreifen in Mittellage gefährden Radfahrende massiv, besonders auf großen Straßen mit Schwerlast- und Busverkehr. Lkw, Busse und Autos müssen den Radweg überqueren, um auf die Rechtsabbiegespur zu kommen. Wer so etwas baut, stellt den möglichst schnellen Verkehrsfluss von Kraftfahrzeugen über die Verkehrssicherheit von Radfahrenden. So riskiert die Stadt Tote – wie sich leider jetzt gezeigt hat. Oberbürgermeister Dieter Reiter muss jetzt endlich die Sicherheit und Gesundheit der Radfahrenden priorisieren und die Interessen des Kfz-Verkehrs hintenanstellen.“
Entstehung der Gefahrenstelle
2019 entfernte die Stadt den vorhandenen alten Radweg, um eine gesonderte Abbiegespur für den Autoverkehr bauen zu können. In diesem Zusammenhang wurde auch der Radfahrstreifen in Mittellage angelegt. Angeblich sollten Radfahrende so vor Rechtsabbiegern sowie vor den Tankstellenausfahrern geschützt werden. Tatsächlich aber ging es der Stadt schon damals darum, die „Leistungsfähigkeit des Knotenpunkts Bajuwarenstraße/ Kreillerstraße/ Wasserburger Landstraße weiterhin zu gewährleisten” – wie es auch in der damaligen Beschlussvorlage festgehalten wurde. Schon 2019 kritisierte der ADFC diesen Umbau als ungeeignet, um die Sicherheit der Radfahrenden zu erhöhen.
Radfahrstreifen nicht regelkonform angelegt
Am Unfallort in der Kreillerstraße wurde zudem der Radfahrstreifen in Mittellage falsch ausgeführt: Der Radweg führt zunächst im Seitenraum hinter einer Baumreihe und wird erst unmittelbar im Bereich der Kreuzung auf die Fahrbahn geführt. Autofahrer:innen, die die Strecke nicht kennen, rechnen nicht damit, dass plötzlich Radfahrende auf die Fahrbahn gelotst werden. Zugleich befindet sich dort die Zufahrt einer Tankstelle. Eine unübersichtliche Situation, die Kfz-Lenker:innen überfordert.
ADFC fordert Ad-hoc-Maßnahme
Andreas Schön erklärt: „Als Ad-hoc-Sicherheitsmaßnahme muss der Radweg deutlich früher auf die Fahrbahn verlegt werden und zunächst in einem geschützten Radfahrstreifen im Sichtfeld des Kfz-Verkehrs auf die Kreuzung mit dem Radfahrstreifen in Mittellage geführt werden. Mittelfristig muss dieser entfernt und die Kreuzung mit sicheren Radwegen komplett umgebaut werden: Getrennte Ampelphasen und Kreuzungen mit einem engen Kurvenradius, der die Autofahrenden zwingt, langsam und bedächtig um die Kurve zu fahren, sind neben rot markierten Radwegfurten geeignetere Mittel, um Radfahrende vor rechtsabbiegendem Kfz-Verkehr wirksam zu schützen.“
Hintergrund
Polizei-Pressemitteilung zum Unfall 27.4.2024
https://www.polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/066275/index.html
Beschlussvorlage der Stadt (S. 5) zum Umbau
https://risi.muenchen.de/risi/sitzungsvorlage/detail/3685051
ADFC-Stellungnahme von 2019 in der Presse zum Bau des Radfahrstreifens in Mittellage in Trudering
https://www.hallo-muenchen.de/muenchen/landkreis-ost/neuer-radweg-trudering-umstritten-12722649.html
ADFC-Positionspapier zu Radfahrstreifen in Mittellage
https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Expertenbereich/Politik_und_Verwaltung/Download/ADFC-Position_zu_Radfahrstreifen_in_Mittellage.pdf